Hammond Kondensatorentausch |
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Pro und Contra |
Sollte Ihr Generator mit den neueren dunkelroten, glänzenden Kunststofffolien-Kondensatoren ausgerüstet sein, betrifft Sie diese Diskussion nicht. Diese Kondensatoren sind sehr stabil, ihr Austausch bringt überhaupt nichts (und ist, wenn er denn doch empfohlen wird, reine Geldschneiderei). Fakt ist jedoch: Die alten ockergelben Wachs-Kondensatoren auf Generatoren der Hammonds vor Bj. 1964 (siehe Bild unten) sind sehr instabil und erhöhen ihren Wert durch absorbierte Feuchtigkeit und eine Degeneration des organischen Dielektrikums im Laufe von 40 Jahren oft um 200 bis 300 %. Ich messe hier oft Werte von über 300 nF bei einen 100-nF-Nominalwert! Der Generator hat dann im oberen Bereich einen dumpfen, unsauberen Klang. Viele lieben ja gerade die Unsauberkeit einzelner Noten, aber bei manchen Orgeln hört man vor lauter Nebengeräuschen kaum mehr die einzelne Fußlage heraus, und einzelne Töne können durch die unterschiedlich starke Kapazitätszunahme auch sehr unterschiedliche Lautstärken haben. Dann wird es Zeit für einen Austausch. Ähnliches gilt für die Vibrato-Line-Box, alte Kondensatoren mit stark überhöhten Werten führen hier zu einem abgehackten, tremoloartigen Vibrato-Klang. Bild: Alte Wachskondensatoren auf einem B3-Generator Bj. 1957 Der Kondensatorentausch dient in erster Linie zum "Bereinigen" mancher schmutzig oder zu leise klingender Noten in der oberen Manual-Häfte. Der Unterschied wird vor allem dann deutlich, wenn man einmal einen einzelnen Ton einer Fußlage abwechselnd mit altem und neuem Kondensator anspielt. Der Kondensatortausch nützt m.E. auch nur etwas, wenn man den Generator danach auf die nominellen Werks-Pegel angleicht. Die alten Kondensatoren wiesen schon beim Einbau vor mehr als 40 Jahren 10 bis 20% Toleranz auf, und die Unterschiede wurden im Werk durch Abgleich der Tonabnehmer ausgeglichen. Deshalb ergeben auch neue, eng tolerierten Bauteile allein noch keinen ausgeglichenen Frequenzgang. Für die Stilrichtungen Rock/Progressive ist ein Kondensatorentausch in der Tat sinnvoll und klanglich vorteilhaft. Die Orgel erhält bei Abgleich auf Werkspegel einen sehr frischen, bei B3/C3/A100 fast schon aggressiven Klang, der sich bei Rockmusik auf der Bühne gut durchsetzt. Jazz-Freunde lieben allerdings eine etwas zurückhalterendere Intonation, die (auch bei Generatoren mit neuen Kondensatoren) durch einen anderen Abgleich des Generators erzielt werden kann. Unsere Werkstatt ist in der Lage, mit Hilfe eines neuartigen Computerprogramms (siehe Bild unten) zum Abgleich sicher reproduzierbar jedes gewünschte Klangbild einstellen zu können. Ihre Orgel soll wie eine 1961er C3 klingen? Kein Problem! Ansonsten: Wenn Sie mit dem Klang Ihrer Orgel zufrieden sind, lassen Sie die alten Kondensatoren bitte drin; übrigens tritt der oft gewünschte Key Click um so stärker hervor, je älter der Generator (eingestellt) ist. Zu leise oder zu laute Einzel-Töne werden dann besser durch Einzel-Abgleich des betreffenden Tonabnehmers nivelliert.Bild: Abgleichprogramm für Hammond-Tongenerator mit Anzeige des Soll- und Ist-Frequenzgangs (gelb, grün) und einer Referenzorgel (rot). Das Programm kann bei uns auch für 399 Euro (inkl. Installation, Prüfadapter und Einweisung) erworben werden. Es benötigt lediglich einen Mikrofon-Soundkarteneingang und ist ab Windows 98 lauffähig. Angezeigt werden nebenbei Klirrfaktoranteile, Oszillogramm, Ton- und Generator-Nummer, Sollfrequenz. Die ermittelten Daten können in einem Excel-kompatiblen Spreadsheet abgespeichert und auch wieder als Referenz aufgerufen werden (z.B. für Vorher-Nachher-Vergleich). Voraussetzung für einen erfolgreichen Austausch (der mit gehobener Sachkenntnis auch selbst bewerkstelligt werden kann; idR müssen die Manuale ausgebaut oder zumindest angehoben werden) ist in jedem Fall, dass der Pegelverlauf des Generators kontrolliert wird und einzelne abweichende Töne neu abgeglichen werden. Wegen der geringen Pegel ist die Spannungsfestigkeit der Kondensatoren unkritisch, 100V reichen völlig aus. Achtung bei neuen Kondensatoren: "104" als Aufdruck bedeutet in der seit Jahren üblichen JEDEC-Schreibweise 100nF (=10 mit 4 Nullen in pF), 224 heißt 220nF (22 mit 4 Nullen in pF) -- und nicht 104nF oder 224nF. Wir verwenden metallisierte PP-Kunststoffolien-Kondensatoren radialer Bauweise mit guter Konstanz, unter anderem mit dem speziellen Kapazitätswert 260 nF, der dem Nominalwert von 255 nF äußerst nahe kommt (wobei bemerkt werden muss, dass auch die einst bei der Hammond-Fertigung verwendeten Kondensatoren eine Toleranz von 10 bis 20 Prozent aufwiesen, wobei der Generator dann auf die jeweilige Toleranz des Bauteils abgeglichen wurde). Zeitaufwand und KostenDer Zeitaufwand für einen Kondensatorentausch liegt bei etwa 4 bis 5 Stunden inkl. Neuabgleich auf factory specs, mit Austausch der Linebox-Kondensatoren (wenn das Vibrato zu sehr jammert) ggf. 1 Stunde mehr. Für den Austausch, der durchaus auch vor Ort ausgeführt werden kann, müssen die Manuale ausgebaut werden, ein kräftiger Helfer ist deshalb immer nötig.
Kalkulation: 1h = 40 Euro,
gesamt also ca. 200 Euro Terminabsprachen bitte unter info§keyboardpartner.de (§=@) oder Telefon 0172/5414784 (mobil) bzw. 0511/7616688 (Festnetz, abends). |